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Value Kolumne von Hans Peter Schupp

08. JULI 2024

Vom Umgang mit Value-Fallen

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) über Fehlinvestitionen und warum sie immer wieder passieren können.

Als Portfoliomanager ist es immer schön über gelungene Investments zu berichten. Und wenn man dafür dann auch noch Preise und Auszeichnungen erhält, macht einen das stolz. Das macht viel her und beeindruckt die Anleger zumeist. Aus unserer Sicht ist es aber auch wichtig für einen Investor zu erfahren, wie sein Vermögensverwalter mit Fehlinvestitionen umgeht. Und um ehrlich zu sein: Auch wir hatten in den letzten 15 Jahren ein paar Situationen, in denen unsere Investmentideen nicht aufgegangen sind. Namentlich mussten wir bei IVG, Vallourec und Atos die Reißleine ziehen. Das waren dann schon Belastungen für die Entwicklung unseres Contrarian Value Euroland Fonds. Es ist müßig und rechthaberisch zu erläutern, warum wir investiert waren. Es war schlichtweg nicht richtig.

Umgang mit Fehlentscheidungen – Gebot der Transparenz

Wir werden von professionellen Fondsanalysten oft zu Recht gefragt, welche Lehren wir daraus gezogen haben. Unsere ehrliche Antwort darauf ist: es sind nur wenige! Sogenannte Value Traps, also Value-Fallen, sind unschön und haben auch einen Einfluss auf die Wertentwicklung unseres Fonds, aber man muss sie im Kontext eines Portfolios sehen.

Natürlich sind ein niedriger Preis-Buchwert oder ein geringes Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht automatisch ein gutes Value Investment. Deshalb besuchen wir die Firmen, in die wir investieren, immer wieder, um herauszufinden, ob sie nur ein zyklisches oder ein strukturelles Problem haben. Und dann bilden wir uns unsere eigene Meinung, die so manches Mal im Gegensatz zur vorherrschenden Marktmeinung steht. Das hilft sicherlich sogenannte Value-Fallen zu reduzieren, aber gänzlich ausschließen können wir sie nicht. Was uns hilft ist die Eintritts-Wahrscheinlichkeit eines Fehlgriffs. Für weit mehr als die Hälfte aller Kursverluste gibt es nur einen kurzfristigen aber keinen nachhaltigen Grund. Und in solche Unternehmen investieren wir.

Verluste werden durch gute Entscheidungen überkompensiert – mehrfach ausgezeichnet

Am meisten hilft uns die einfache Regel: Ein möglicher Verlust beschränkt sich auf die Investitionssumme, aber gewinnen kann man ein Vielfaches. Das hört sich zunächst schlimm an und unterstellt eine spekulative Herangehensweise. So ist es aber nicht. Sollten wir mal mit unserer Entscheidung falsch liegen, haben wir schmerzliche Verluste zu verbuchen. Ja. Diese werden jedoch überkompensiert durch andere Investitionen. Und die sind in der Mehrheit, sonst würden wir auch nicht immer wieder für unseren Fonds mit Preisen und Auszeichnungen bedacht. So wurden wir zuletzt 2023 und 2024 als bester Euroland-Aktienfonds vom Finanzenverlag und Börse Online ausgezeichnet. Und als Fidecum wurden wir zur Fondsboutique des Jahres im Bereich Aktien bedacht.

Ein paar Beispiele für gute Entscheidungen wie etwa Sogefi. Die Aktie des italienischen Automobilzulieferers hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht. Und das ist nur eins von vielen Beispielen.

Gutes Beispiel: Deutsche Bank

Oder unser Investment in die Deutsche Bank. 2020 hatten uns Investoren gemieden, weil wir in so einem spekulativen Titel investiert waren – und noch sind. Und das, obwohl wir ihnen die Logik unseres Investments erklärt hatten. Aber das gehört der Vergangenheit an. Nachdem der Kurs von 6 auf über 15 Euro gestiegen ist, bedarf es mittlerweile keiner Rechtfertigung mehr.

Auch wenn sich manche Entscheidung gelegentlich als Fehlinvestition herausstellt, bleiben wir doch bei unserer Anlagephilosophie: Bei unserem seit mehr als 25 Jahren bewährten Investmentansatz suchen wir nach unterbewerteten Firmen mit nachvollziehbarem Geschäftspotential. Dabei investieren wir wie ein Unternehmer, der nach Chancen sucht, auch wenn er damit gegen die herrschende Marktströmung schwimmt. Und diesem Ansatz bleiben wir treu. Schließlich hat er sich unter dem Strich – trotz des ein oder anderen Fehlgriffs – als sehr erfolgreich erwiesen. 

Der Autor: Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds.