Value Kolumne von Hans Peter Schupp

14. JULI 2025

MAGA ist mega – zumindest für Europa 

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) erklärt, warum die europäische Wirtschaft und Anleger in europäischen Aktien von Trumps Politik profitieren.

„Mega“ wird umgangssprachlich als Verstärkungswort verwendet und bedeutet großartig oder fantastisch. Genau das stellt sich Donald Trump als Ergebnis seiner Politik für Amerika vor: „Make America Great Again“ – kurz MAGA. Da seine Pläne in Richtung Abschottung und Nationalstaat zielen, könnte das Resultat aber ganz anders ausfallen. Es öffnet die Tür für Europa. MAGA wird zu MEGA – Make Europe Great Again. Die folgenden sechs Thesen untermauern diese Einschätzung.

  1. Die Intelligenz kehrt Amerika den Rücken zu.

Die USA schränken Visa, Fördergelder und Wissenschaftsfreiheit ein. Wer Großes vorhat, sucht sich ein neues Zuhause. Europa bietet heute bereits Stabilität und Verlässlichkeit – und profitiert im Stillen davon, dass es sich nicht verschließt, während andere Grenzen hochziehen.

  1. Ideologie hat einen hohen Preis.

Die US-Einwanderungspolitik trifft Millionen, die täglich früh aufstehen, um zu arbeiten: in der Pflege, in Küchen, auf Feldern. Auch Europa hat mit Migration zu kämpfen, aber agiert selten mit der gleichen ideologischen Härte. Im Gegenteil: In mehreren europäischen Ländern wird Arbeitsmigration gezielt gefördert.

  1. Ordnung zählt wieder.

Während in den USA die Rechtsstaatlichkeit erodiert, wird sie in Europa zwar mitunter überreguliert. Doch Regulierung ist grundsätzlich kein Nachteil – im Gegenteil: Für Unternehmen ist Planungssicherheit das Fundament jeder Investition.

  1. Die Leitwährung Dollar wackelt.

Wenn eine Regierung offen mit der Zahlungsunfähigkeit spielt, erschüttert sie das Vertrauen der Anleger. Deren Kapital, findet – mangels Alternativen – immer öfter Zuflucht im Euro.

  1. Schulden spielen keine Rolle – bis sie dann doch eine Rolle spielen.

Die Schuldenlast der USA liegt mittlerweile relativ zum Sozialprodukt bei rund 121 % des BIP, im Euroraum bei 87 %. Doch während in Europa zumindest ein gewisses Verständnis für die Problematik herrscht – gegen acht Euroländer laufen derzeit Defizitverfahren – sind die USA völlig unbeeindruckt. Das Trumpsche Steuergesetz „Big Beautiful Bill“ forciert sogar noch einmal die Schuldenpolitik. Im Vergleich zu den USA wirkt Europas Umgang mit der Schuldenthematik glaubwürdiger. Kapital wägt ab und wendet sich von den USA ab.

  1. Zölle helfen nicht, sie isolieren.

Gerade verschickt Donald Trump seine Zoll-Drohbriefe an die Handelspartner. Doch Zölle schützen die heimische Wirtschaft nicht – sie verteuern nur die Produkte für die Bevölkerung. Und sie verunsichern Unternehmen. Die globale Handelsordnung wird sich auf Kosten der USA neu sortieren.

Wenn in Zukunft MEGA anstelle von MAGA gilt, dürfte sich dies auch in den Kapitalströmen spiegeln, die seit 20 Jahren schwerpunktmäßig in die USA flossen. Besonders spannend ist dabei der Blick auf die Aktienmärkte.

Die Kapitalströme kommen in Bewegung.

Ein paar Daten: US-Aktien sind teuer, europäische Aktien günstig. Das Forward-KGV amerikanischer Aktien liegt heute bei 22,7 – in Europa bei 13,8. Dabei ist die Schere vor allem in den letzten 20 Jahren aufgegangen. Im Jahr 2005 waren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse noch nicht allzu weit auseinander.

Die Marktkapitalisierung des S&P 500 liegt nun bei 52,4 Billionen US-Dollar, die des STOXX Europe 600 nur bei 12,5 Billionen US-Dollar. Das US-Gewicht im Weltaktienindex MSCI beträgt aktuell knapp 72 Prozent. Europa, inklusive UK, kommt nicht einmal auf 20 Prozent.

Europa ist also billig und unterrepräsentiert. Sollte sich künftig nur ein Zehntel des Anlagekapitals umorientieren, wäre der Nachfrageimpuls gewaltig. Und der Kurseffekt einfach vorherzusehen. Trifft mehr Nachfrage aus dem Ausland auf eine begrenzte Anzahl europäischer Aktien, müssen diese relativ deutlich besser abschneiden als US-Titel.

Interessant ist dabei, dass viele Unternehmen, die von der Wiederbelebung Europas profitieren, im sogenannten Value-Segment zu finden sind. Industrie- und Rohstofffirmen sollten von höheren Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben profitieren, Banken von einem Anstieg der Kreditvergabe. Und da sich in der Vergangenheit eine große Bewertungslücke zwischen Value- und Wachstumsaktien aufgetan hat, bieten europäische Value-Titeln eine doppelte Neubewertungschance.

Unser Investment-Ansatz

Seit 25 Jahren verfolgt der Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) einen klaren Weg: Wir investieren nicht in Stimmungen, sondern in Werte. Nicht in Mode-Trends, sondern in fundamental attraktive Unternehmen. Dabei zieht uns nicht das laute oder offensichtliche an, sondern das, was wirklich trägt. Dieser Value-Ansatz könnte von einer Renaissance Europas besonders profitieren.

Der Autor: Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds.